WINTER 2006

REZENSION

WINTER 2006

REZENSION

Belletristik

Kinderbuch

Sharon Creech: Glueck mit Sosse, Fischer Schatzinsel, Frankfurt a.M. 2006, 11,90 Euro

Nichts geht ueber das gemeinsame Kochen mit der italienischen Oma. Schon riecht man die angeroesteten Zwiebel, den Knoblauchduft, Kraeuter, frische Tomaten und das herrliche Aroma der Huehnersuppe. Die 12-jaehrige Rosie und ihre Granny Torelli waelzen all ihre Probleme bei der Zubereitung der wunderbaren italienischen Gerichte, wie Granny Torellis Zuppa, Pasta mit Hackfleischbaellchen und Cavatelli.( Alle Rezepte sind am Ende der jeweiligen Geschichten nachzulesen und vor allem nachzukochen.) Ganz nebenbei lernt der Leser ein paar italienische Woerter kennen und nimmt Anteil an Granny Torellis Vergangenheit und Rosies Schwierigkeiten mit ihrem Buddelkastenfreund Bailey, mit dem Rosie Tuer an Tuer wohnt. Um ihn kreisen all ihre Gedanken. Als seine Familie bemerkt, dass Bailey unter einer starken Seeschwaeche leidet, trennen sich die Wege, die die Kinder, seit sie denken koennen, immer gemeinsam gegangen sind. Bailey muss eine andere Schule besuchen und Rosie bemerkt, dass Bailey mit seiner Behinderung in einer ganz anderen Welt lebt. Rosie ist auf alles eifersuechtig, ob es nun die Blindenschrift ist oder die neue Nachbarin Janine mit ihrem suesslichen Laecheln. In ihrer Sturheit will Rosie nicht erkennen, dass nichts so bleibt, wie es war. Sie muss ihrem Freund, so wie er ist, akzeptieren und ihm die Luft zum Atmen lassen. Auch Omas Lebensweisheiten und Geschichten helfen ihr nur langsam auf die Spruenge. Auf jeden Fall entbrennt nicht nur ein heftiger Streit zwischen Rosie und Bailey. Da muss ganz Grundsaetzliches geklaert werden und das kann schwierig werden.

Das Besondere an Sharon Creechs Buch ist die Leichtigkeit, mit der sie erzaehlen kann, von der Freundschaft zwischen Rosie und Bailey, dem Leben der Granny und den Alltagsdingen. Sie nimmt die Probleme ihrer Protagonisten genauso wie Granny Torelli ernst und sucht nach Loesungen, um alle zu versoehnen. Das Essen bildet dabei die Bruecke. Zum einen beruhigt es die Gemueter, denn beim Kochen hat man Zeit zum Analysieren und Nachdenken. Zum anderen ist es auch sinnlicher Genuss und ganz bodenstaendig und kann unter Umstaenden die Welt wieder gerade ruecken. Rosie muss erkennen, dass Bailey, auch wenn sie ihn noch so mag, trotz Sehschwaeche sich selbst helfen kann und nicht alles mit ihr teilen will. Er weiss dass. Nur muss er es ihr jetzt schonend beibringen. Ein neues Stueck Lebenserfahrung auf einem noch weiten Weg.

Bei Sharon Creech steht alles zwischen den Zeilen und das auf so einfache Weise, dass man dieses Buch einfach lieben muss.

Verspielt und froehlich sind auch die Illustrationen von Rotraut Susanne Berner.

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