WINTER 2006

REZENSION

WINTER 2006

REZENSION

Belletristik

Bilderbuch

Jutta Treiber, Jens Rassmus ( Ill.): Der Grossvater im rostroten Ohrensessel, Dachs Verlag, Wien 2006, 32 S., 13,60 Euro

“Mein Grossvater tut fast gar nichts. Er hoert nicht Radio. Er sieht nicht fern. Er geht nicht spazieren. Er ist immer da, in seinem rostroten Ohrensessel.”

Das Enkelkind pflegt dieses Erinnerungsbild - auch wenn es bereits in weiter Ferne liegt. Mit dem Opa, der nach Parfum riecht, kann sie ihre Fantasiereisen nach eigenem Szenario antreten. Um sie herum baut sich eine imaginaere Welt auf, die Jens Rassmus wie eine schwungvolle Traumlandschaft mit einzelnen Spielsachen drapiert. Zeit und Raum werden gesprengt und es gibt nur das Kind und den Grossvater in seinem Ohrensessel, der eine Abenteuergeschichte erzaehlt. Er ist der stille Zuhoerer, der Zufluchtsort und das Geheimnis des Kindes. Wenn der Junge den Grossvater im Krankenhaus besucht, dann fuehlt er nur noch Traurigkeit, denn der Grossvater sitzt im Rollstuhl und kann kaum noch sprechen. Erst zu Hause wird aus dem kranken Opa wieder ein Grossvater, der mit dem Kind seine Abenteuer erlebt und Geschichten vorliest. Ein Trost und eine Flucht, die die Erwachsenen mit Skepsis betrachten.

Ein wunderbares Buch ueber die Freiheit der Gedanken und die Hoffnung der Erinnerung!

Anna Enquist: Letzte Reise

Anne Fine: Feuer und Asche

Barbara Honigmann: Ein Kapitel aus meinem Leben

Dara Horn: Die kommende Welt

Leonardo Padura: Adios Hemingway

Linn Ullmann: Ein gesegnetes Kind

Margaret Forster: Ein Zimmer, sechs Frauen und ein Bild

Peter Stamm: An einem Tag wie diesem

Richard Powers: Das Echo der Erinnerung

Tim Parks: Stille

Bilderbuecher