WINTER 2006

REZENSION

WINTER 2006

REZENSION

Belletristik

Bilderbuch

Emmanuelle Houdart: Die Monster sind krank, Aus dem Franzoesischen von Edmund Jakoby, Gerstenberg Verlag, Hildesheim 2006, 40 S., 26,90 Euro

Dieses grossflaechige Bilderbuch kann sensiblen Gemuetern richtig Angst einfloessen - bloss nicht die erste Seite mit dem wahnsinnig roten Monster unter dem Bett aufschlagen, dass die Schlafkrankheit hat! - aber es gibt auch viel zu kichern. Denn wie wunderbar ist die Vorstellung, dass auch Vampire, Riesen oder Werwoelfe sich mit Krankheiten, wie Schlafwandeln, einem Bandwurm oder Depressionen herumschlagen muessen. Bei der Erklaerung, dass Windpocken auf all zu viel Fernsehen zurueckzufuehren sei, regen sich erste Proteste. Bei der Migraene ist das anders. Die Idee je nach Schmerz pocht mal ein kleiner und dann wieder ein grosser Vogel im Kopf, ist originell. In seinen farbenfrohen, ja geradezu knalligen Illustrationen laesst Houdart seiner Fantasie freien Lauf. Auf je einer Doppelseite listet Emmanuelle Houdart mit Witz und Spass am Fabulieren die jeweilige Krankheit, nebst Symptom, Diagnose, Behandlungsempfehlung und Anmerkung auf. Auf der gegenueberliegenden Seite tummeln sich der bedauernswerte Patient in seinem Schmerz und eine kunterbunte Reihe aller Fantasiewesen, die auch in Maerchen, Monstergeschichten und Fantasyromanen unheilvoll auftauchen. Aber auch Kroeten, Elfen, Schnecken und weitere Gruselutensilien sorgen fuer den noetigen Schauer. Wenn der kurze Abschnitt Anmerkung vorgelesen wird, beruhigen sich die Gemueter, denn nichts kann interessanter sein, als die Parallele zum wahren Leben. Wenn der Nachbar in der Schule, z.B. blutverschmiert ist, muss das nicht heissen, dass er Nasen bluten hat. “Vielleicht hat er sich einfach nur als Vampire verkleidet.” So simpel koennen die Erklaerungen ausfallen. Die Monster jedenfalls leiden unter irdischen Krankheiten, wie Laeusebefall, Uebelkeit oder Nasen bluten. Nun kann man getrost zum Thema Behandlung uebergegangen werden. Aber keine Pillen oder Spritzen werden verordnet. Der arme Patient wird beschimpft, ekligen Estragonsenf soll er sich an die Fuesse schmieren oder es gibt kleine Kuesschen.

Ein Bilderbuch fuer jedes Alter, aber bitte auf dem Nachttisch der Eltern.

Anna Enquist: Letzte Reise

Anne Fine: Feuer und Asche

Barbara Honigmann: Ein Kapitel aus meinem Leben

Dara Horn: Die kommende Welt

Leonardo Padura: Adios Hemingway

Linn Ullmann: Ein gesegnetes Kind

Margaret Forster: Ein Zimmer, sechs Frauen und ein Bild

Peter Stamm: An einem Tag wie diesem

Richard Powers: Das Echo der Erinnerung

Tim Parks: Stille

Bilderbuecher