WINTER 2006

REZENSION

WINTER 2006

REZENSION

Belletristik

Kinderbuch

Hilke Rosenboom, Franziska Harvey ( Ill.): Das Handbuch fuer Prinzessinnen, Carlsen Verlag, Hamburg 2006, 189 S., 12 Euro

In Zeiten, die von Geldmangel, oeden Wohngegenden und Truebsinn gepraegt sind, machen sich vier Maedchen das Leben durch ein perfektes Rollenspiel einfach schoener. Verarmte Adlige, die sich ihr Brot verdienen muessen, sind ja auch nichts Neues. Elina, Missy, Theresa und Anni, die Erzaehlerin - kurz der Klub der zartgrauen Prinzessinnen- haben acht Seiten des Handbuches fuer Prinzessinnen gefunden und nun zelebrieren sie in Sprache und Gestik royales, huldvolles Benehmen. Der Fuenf-Uhr-Tee und das feine Kuessen zur Begruessung sind Rituale, an die sich einige Klubmitglieder erst gewoehnen muessen. Missy sollte sich in Zukunft auf jeden Fall das unflaetige Fluchen abgewoehnen. Aber auch zu diesem Thema finden sich im Handbuch die Regeln fuer Prinzessinnen. Sie sind so einfach, wie wuerdevoll: “Vom Laufen bekommt eine Prinzessin schoene Waden. Vom Kutschefahren nur einen dicken Po.“ Als die Prinzessinnen dann einer wahren blaubluetigen Dame in der Apotheke begegnen, bleiben ihnen nur die Muender offen stehen und das ist wahrhaft unfein. Frau Pech aus der Metzgerei soll eine russische Prinzessin von Hohenstein sein und eventuell sogar noch die restlichen Seiten des Handbuchs fuer Prinzessinnen besitzen? Jegliches geziertes Gehabe faellt von den vier Heldinnen ab. Der Sache muessen sie eindeutig auf den Grund gehen - keine Frage, denn: Prinzessinnen lieben Ueberraschungen.

Hilke Rosenbooms Kinderbuecher spruehen nur so vor skurriler Einfaelle - da stehen Pferde auf der Veranda, im chinesischen Restaurant winken Seejungfrauen aus dem obligatorischen Aquarium den Gaesten zu und nun die Geschichte der grauzarte Prinzessinnen. Trotz waghalsiger Ausfluege ins Land der Phantasie ist die vielseitige Autorin immer nah an den alltaeglichen Problemen ihrer Protagonisten dran, denn auch Prinzessinnen muessen sich mit rosa gekleideten gutbetuchten Ziegen aus ihrer Klasse auseinandersetzen.

Anna Enquist: Letzte Reise

Anne Fine: Feuer und Asche

Barbara Honigmann: Ein Kapitel aus meinem Leben

Dara Horn: Die kommende Welt

Leonardo Padura: Adios Hemingway

Linn Ullmann: Ein gesegnetes Kind

Margaret Forster: Ein Zimmer, sechs Frauen und ein Bild

Peter Stamm: An einem Tag wie diesem

Richard Powers: Das Echo der Erinnerung

Tim Parks: Stille

Bilderbuecher

Arthur Geisert: Licht aus!