WINTER 2006

REZENSION

WINTER 2006

REZENSION

Belletristik

Kinderbuch

Sabine Neuffer: Das Papa-Projekt, Cecilie Dressler Verlag, Hamburg 2006, 255 S., 12 Euro

Die meisten Kinder, die einen kleinen Bruder oder eine kleine Schwester haben, suchen das Weite, wenn sie sich kuemmern muessen und das schreiende, nervende Geschwisterbuendel ueberall hin mitschleppen sollen. Bei Nele ist das ganz anders. Sie denkt sich sehr gern fuer den vierjaehrigen Timmi Spiele aus, bemuttert ihn, denn er ist ja sooo suess. Ein Zufall hat die beiden Kinder zusammengefuehrt und als das Maedchen auch noch erfaehrt, dass Timmi allein mit seinem Papa Ron wohnt, kennt ihre Begeisterung keine Grenzen. Auch Nele hat eine alleinstehende Mutter. Neles Papa hat die Familie verlassen und so ist Neles hart arbeitende Mutter nicht gut auf das sogenannte starke Geschlecht zu sprechen. Das Maedchen malt sich die schoensten Geschichten von einer perfekten Patchwork-Familie aus, denn sie belastet ein bohrendes Schuldgefuehl seit dem fruehen Tod ihres Geschwisterkindes, ueber das sie noch nie gesprochen hat. Das Leben jedoch hat so seine eigenen Ueberraschungen parat, denn Bilderbuchfamilien gibt es einfach nicht. Die praktisch denkende Nele muss sich nicht nur um die Kochkuenste ihrer naturliebenden Mutter kuemmern, sondern auch um eine beste Freundin, die von Zuhause ausgerissen ist. Zeitweilig verliert Nele ihr “ Papa-Projekt” aus den Augen, aber fuer eine Freundin ein sicheres Versteck finden, ist nicht so einfach. Als Ron dann auch angeblich noch die Versteckaktion deckt, ist Neles Mutter aus dem Haeuschen. Das kleine Pflaenzchen Zuneigung geht ein, bevor es richtig ausschlagen kann. Nele muss sich etwas einfallen lassen.

Sabine Neuffer weiss, wovon sie schreibt. Als Lehrerin ist sie ihren Protagonisten sehr nah und kennt die inneren Konflikte, die Kinder zu bestimmten Handlungen motivieren.

Mit Leichtigkeit, Humor, einem Schuss Realismus und ohne falsche Sentimentalitaet widmet sie sich dem normalen Alltagswahnsinn und hat ein unterhaltsames und vor allem handlungsbetontes Kinderbuch geschrieben, dass durch sein Cover von Manuela Olten in der Fuelle der Neuerscheinungen ein Blickfang ist.

Anna Enquist: Letzte Reise

Anne Fine: Feuer und Asche

Barbara Honigmann: Ein Kapitel aus meinem Leben

Dara Horn: Die kommende Welt

Leonardo Padura: Adios Hemingway

Linn Ullmann: Ein gesegnetes Kind

Margaret Forster: Ein Zimmer, sechs Frauen und ein Bild

Peter Stamm: An einem Tag wie diesem

Richard Powers: Das Echo der Erinnerung

Tim Parks: Stille

Bilderbuecher

Arthur Geisert: Licht aus!